Textfassung

Ehemalige Taferne

Ehemalige Adlerbrauerei, Gasthof Munding

Augsburger Str. 40

erarbeitet von Elisabeth Nagenrauft 2015

Ehemalige Taferne

(Foto W. Mennel)

Der Gasthof war die ehemalige Taferne „Zum Adler“ in Hürben sowie die ehemalige Adlerbrauerei.

1539 ließ vermutlich die Witwe Regina des damaligen kaiserlichen Rats Hans Lamparter von Greifenstein, der 1535 verstorben war, eine ältere Taferne aus dem 15. Jh. umbauen. Es entstand die Hürbener Adlerbrauerei. Ferdinand I. hatte 1529 seinem Rat Hans Lamparter von Greifenstein unter dem Vorbehalt des Wiederkaufs Sitz und Markt Krumbach samt Sitz und Dorf Hürben um 5.000 Gulden überlassen. Regina Lamparter engagierte sich unter anderem auch für den Um- und Ausbau des Krumbacher Schlosses sowie das Schlössle in Hürben.

1580 gab Hans Maier, Wirt, der Herrschaft jährlich zehn Pfund aus der Taferne in Hürben. 1619 war der damalige Wirt der Taferne Hans Bader. 1699 erwarb Franz Carl von Lichtenstein die Taferne in Hürben und belegte sie erstmals mit Umgeld. Dies ist eine Verbrauchsabgabe, die vor allem auf Getränke erhoben wurde. Nur ein Jahr später verkaufte er die Taferne an Caspar Siedelmeyer von Haunstetten. Zu dieser Zeit wurde in der Hürbener Taferne das „stadt-ulmische Maß“ verwendet. 1727 heiratete die verwitwete Maria Haugin, Tafernenwirtin in Hürben, den Brauereigesellen Romuald Maier aus Unterrieden. Dieser übergab 1765 seinen gesamten Besitz, d.h. Haus, Hofreitung, Stadel und Stallung samt Hausfahrnis und Mobiliar und 46 Tagwerk Feldäcker um 9.000 Gulden an seinen Sohn Johann Georg Mayer.

Am Fronleichnamstag im Jahr 1800 traf eine französische Kanonenkugel die Wand oberhalb der beiden linken Fenster des Obergeschosses. Die Inschrift oberhalb des Geschosses erinnert an dieses Ereignis:

„Die Kugel hier dich wundert?
Im Jahre Achtzehnhundert schoß der Franzos,
der vor dem Markte lag,
in diese Wand sie am Fronleichnamstag“.

Bedingt durch die Not der napoleonischen Kriege wurde der Besitz von Wirt Valentin Mayer 1806 versteigert.

Für 12.300 Gulden erwarb Johann Baptist Demeter 1806 das Anwesen. Dieser war bis 1841 Besitzer der Taferne mit der „Gerechtsamkeit zum Brauen, Branntwein, Bier, Wein, Most und andere Getränke zu schenken, fremde Leute zu beherbergen, Metzgerei und Hucklerei, eine kleine Landwirtschaft, zu betreiben.“ 1847 wurde dem Sohn Johann Demeter das Besitztum von seiner Mutter Kreszenz um 19.000 Gulden übergeben. Der Enkel Ludwig Demeter führte die Taferne ab 1876 weiter. Nach dessen Tod 1893 wurden der Gasthof, die Brauerei und die Landwirtschaft durch seine Frau Anna verwaltet.

Nach dem Tod von Anna Demeter übernahm Anton Munding 1906 die Verantwortung für den Betrieb und heiratete die älteste Tochter Josefa 1907. Beide führten den Betrieb bis 1936. Im selben Jahr wurde der Betrieb an Anton Mundings Sohn Ernst und dessen Frau Anastasia übergeben, die den Gastbetrieb um Fremdenzimmer erweiterten. 1945, in den letzten Kriegstagen, schlugen beim Einmarsch der Amerikaner Granatsplitter in die Hausmauer ein. Eine Inschrift erinnert an dieses Ereignis. Der Gasthof blieb aber während des Zweiten Weltkriegs insgesamt von größeren Schäden verschont.

Die Einstellung des Brauereibetriebs erfolgte 1972. Ernst und Anneliese Munding wurde der Betrieb 1982 übergeben. 2001 gaben sie diesen an Karl und Simone weiter, die bis heute den Betrieb führen. 2007 wurde der Brauereianbau abgerissen.