Expertenfassung

Ehemalige Taferne

Ehemalige Adlerbrauerei, Gasthof Munding

Augsburger Str. 40

erarbeitet von Elisabeth Nagenrauft 2015

Ehemalige Taferne

(Foto W. Mennel)

Der Gasthof war die ehemalige Taferne „Zum Adler“ in Hürben sowie die ehemalige Adlerbrauerei.

Geschichtliches

1529 überließ der Habsburger Ferdinand I. seinem Rat Hans Lamparter von Greifenstein unter dem Vorbehalt des Wiederkaufs Sitz und Markt Krumbach samt Sitz und Dorf Hürben um 5.000 Gulden.

Kreuzer, Georg: Krumbach im Mittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit (ca. 500-1648), S. 51.
in: Kreuzer, Georg / Schmid, Alfons / Wüst, Wolfgang [Hg.]: Krumbach. Vorderösterreichischer Markt. Bayerisch-Schwäbische Stadt. Band I, Von den Anfängen bis 1918, Krumbach 1993, S. 46-59.

Eine andere Auskunft bzgl. der Kosten gibt das Urbarium von Krumbach aus dem Jahr 1759 (StAA, Urbarium. Generale Beschreibung der Vorderösterreichischen Herrschaft Krumbach, vom Jahre 1759):

„Hans Lamparth v. Greifenstein habe dies durch Losung an sich gebracht p. 8 000 Gu Rheinisch in geld: 2018 guld: in Münz
In obigem Lehen-Brief stehet zwar nichts von Hürbi / Weil aber in der Einlosung daselbst dieser gleichwohl gedacht wird, so muß Hürbi bey Krumbach schon damahls gewesen seyn.“

Hans Lamparter von Greifenstein beabsichtigte den Umbau einer älteren Taferne (vermutlich aus dem 15. Jh.) und die Errichtung der Adlerbrauerei in Hürben. Nach dessen Tod 1535 ließ vermutlich seine Witwe Regina die Adlerbrauerei bis 1539 errichten und führte seine Geschäfte weiter. Sie engagierte sich unter anderem auch für den Um- und Ausbau des Krumbacher Schlosses sowie das Schlössles in Hürben.

Gleich, Walter: Krumbach (Schwaben) in Stichworten, hrsg. von der Stadt Krumbach (Schwaben), Krumbach 2014, S. 7 (Stichpunkt Nr. 77):

1539 „wird der heutige Gasthof Munding in der Augsburger Str. 40 (die ehem. Taverne Hürben) durch den damaligen Lehensherren Hans Lamparter von Greiffenstein als Gutshof erbaut (seit 1806 im Eigentum der Familie Demeter, Übernahme durch Munding, siehe 1906)“

Kreuzer, Georg: Krumbach im Mittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit (ca. 500-1648), S. 51. in: Kreuzer, Georg / Schmid, Alfons / Wüst, Wolfgang [Hg.]: Krumbach. Vorderösterreichischer Markt. Bayerisch-Schwäbische Stadt. Band I, Von den Anfängen bis 1918, Krumbach 1993, S. 46-59:

„Aus einigen Urkunden geht hervor, daß Lamparter und nach dessen Tod (1535) seine Witwe Regina, geb. Meuttingin, sich um den Um- und Ausbau des Schlosses in Krumbach und des Schlößchens in Hürben verdient machten. Regina Lamparterin ließ ihre Herrschaft in Krumbach durch Pfleger ausüben.“

Jörg, Theodor: Von Bauern, Zünften und Gewerben in Mittelschwaben; in: Der ehemalige Landkreis Krumbach, Bd. 4, hrsg. im Auftrag des Heimatvereins für den Landkreis Krumbach e. V., Weißenhorn 1982, S. 128:

„Als älteste Brauerei, gebunden an die noch ältere Hürbener Taferne aus dem 15. Jahrhundert, nach großem Umbau und Erweiterung entstanden, besteht die »Adlerbrauerei« seit 1539. Im Besitz der Familien Demeter-Munding befinden sich Taferne, Brauerei und Wirtsgut seit 1806.“

1580 gab Hans Mair, Wirt, der Herrschaft jährlich 10 Pfund aus der Zum GlossarTaferne in Hürben.

Urbar von 1580, StAA VÖ Bd. 235:

„Modo: Georg Müller Wierts Hannß Mair Wierts. Gibt Jherlich der Herrschaft auß der Taffern. 10 fl [Zum GlossarPfund] Wor auß seinem ackger Im vordern vhelde zwüschen Peter Luzenperger. Unnd sein selbs liegenen Agger. Jherlich zu zinnß 15 xr [Zum GlossarKreuzer]
Wor auß diesem madt so ein Tagwerch. Zwüschen der Camblach und der Gmainddt auf der andern Saidt gelegen. Jherlich Heu geldt 5 ß [Zum GlossarSchilling]“

1619 wird Hans Bader als damaliger Besitzer der Zum GlossarTaferne genannt.

Sinz, Heinrich: Krumbach im 17. Jahrhundert, S. 68 f.; in: Ebd.: Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Marktes und der nunmehrigen Stadt Krumbach (Schwaben), hrsg. von Karl Ziegler, Krumbach 1940, S. 56-69.

Gleich, Walter: Krumbach (Schwaben) in Stichworten, hrsg. von der Stadt Krumbach (Schwaben), Krumbach 2014, S. 9 (Stichpunkt Nr. 110):

„1619 ist Hans Bader Besitzer der Taferne in Hürben.“

1653 war Georg Singer im Besitz der Zum GlossarTaferne.

StAA, Urbarium / Der V: Ö: Herrschaft Hürbi 1759.

Am 26. Januar 1699 erwarb Franz Carl von Lichtenstein die Zum GlossarTaferne und belegte sie erstmals mit dem Zum GlossarUmgelt, wovon sie vorher befreit war, und verkaufte sie im selben Jahr an Caspar Sidelmayer von Haunstetten. In der Taferne in Hürben wurde, im Unterschied zu Krumbach, nach dem „stadt-ulmische[n] Maß“ gemessen, das 1,368 Liter fasste. Das neue Ulmer Maß betrug hingegen nur noch 1,22 Liter.

StAA, Urbarium / Der V: Ö: Herrschaft Hürbi 1759:

„Der Vasallus Franz Carl v. Liechtenstein [hat] die Tafern an sich gekauft: Diese mit dem Umbgelt, wovon sie vorhero befreyet war belegt, und sub: 14. Febr. 1699 sogleich widumb verkhaufet.“

StAA, Urbarium / Der V: Ö: Herrschaft Hürbi 1759:

„Hat er in Wein: und Bier, die alte Maas zu schenken, bis solches von der Landts Herrschaft verendert wurde.“

Lutz, Friedrich: Altwürttembergische Hohlmaße: Getreide, Salz, Wein (Darstellungen aus der württembergischen Geschichte 31), Stuttgart 1938, S. 114;
zitiert nach: Wüst, Wolfgang: Krumbach: die Epoche zwischen Dreißigjährigem Krieg und dem Ende des Alten Reiches, S. 114;
in: Kreuzer, Georg / Schmid, Alfons / Wüst, Wolfgang [Hg.]: Krumbach. Vorderösterreichischer Markt. Bayerisch-Schwäbische Stadt. Band I, Von den Anfängen bis 1918, Krumbach 1993, S. 59-118:

„In Hürben wurde im Gegensatz zu Krumbach nach der älteren Ulmer Maß gemessen […]. Das alte Schankmaß fasste 1,368 Liter; das neue Ulmer Maß nur noch 1,22 Liter.“

Lochbrunner, Wilhelm: Die Maße und Gewichte im ehemaligen Markt Krumbach und Dorf Hürben, S. 238,
in: Kreuzer, Georg / Schmid, Alfons / Wüst, Wolfgang [Hg.]: Krumbach. Vorderösterreichischer Markt. Bayerisch-Schwäbische Stadt. Band I, Von den Anfängen bis 1918, Krumbach 1993, S. 235-245.

1727-1806 war die Zum GlossarTaferne im Besitz der Familie Mayer:

1727 heiratete die verwitwete Maria Haugin, Tafernenwirtin in Hürben, den Brauereigesellen Romuald Maier aus Unterrieden.

StAA, VÖ Lit 263 v. 16. Juny 1727:

„Den 16. Juny 1727 … Verheüratet sich Maria Anna Haugin wit: geborene Gastin und Tafernwürthin zue hirben gegen Romuald Maier unter Rieden lödigen stant seiner Hanthierung ein Prei Knecht.“

Gleich, Walter: Krumbach (Schwaben) in Stichworten, hrsg. von der Stadt Krumbach (Schwaben), Krumbach 2014, S. 18 (Stichpunkt Nr. 232):

„1727 [...] verheiratet sich Maria Emma Haugin, Wittib (Witwe), Tafernwirtin zu Hürben, mit dem Preiknecht (Bräuer) Romuald Maier von Unterrieden.“

Dieser übergab 1760 seinen gesamten Besitz, d. h. Haus, Hofreitung, Stadel und Stallung samt Hausfahrnis und Mobiliar und 46 Tagwerk Feldäcker um 9.000 Gulden an seinen Sohn Johann Georg Mayer.

StAA, VÖ Lit 267:

„Actum Schloß Krumbach d. 28. Jul. 1760 Mit Reichs Stüft Wettenhaus; Pflegambts Consens, übergibt Romuald Mayer, Tafern-würth zue Hürben sein bis daher Inngehabtes Tafernguth allda, benanntlich Haus, Hoff, Hofraithung, Stadel und Stallungen dabay befindlichem graß und Kuchel-garthen, darzu gehörig alliglicher gemeinds gerechtigkeith, samentliche Haus-fahrnuß, und mobilien, Was im Preu-Haus zum Bier-Preüen und Brandtenwein brennen gehörig, und Verhanden, Was im Keller an geschirr und sonsten zum Bachen und Waschen Erforderlich und vorhanden, all Vorhandenes getreyde, auch den diesjährigen Schnitt an Winter und Sommergetreyde alles Haü und Stroh, Was an Pferd, Horn-Vieh und Schweinen vorhanden, geschiff und geschirr, alles Brenn-Holz. So wie all dieses gegenwärthig bey der Tafern und gueth befindlich. An Feld Güetteren in alle 3 ösch zusammen 46 jauchert akhers ...“

Gleich, Walter: Krumbach (Schwaben) in Stichworten, hrsg. von der Stadt Krumbach (Schwaben), Krumbach 2014, S. 22 (Stichpunkt Nr. 286):

1760 „übergibt Romuald Mayer (s. auch 1727), der Besitzer der Taferne in Hürben, seinen ganzen Besitz und zwar Haus, Hofreitung (Hofplatz), Stadel und Stallungen samt Hausfahrnis und Mobiliar, was ein Brauhaus braucht zum Bräuen von Bier und Branntweinbrennen, was zum bachen und waschen erforderlich ist und 46 Tagwerk Feldäcker um 9.000 Gulden an seinen Sohn Johann Georg Mayer.“

Am Fronleichnamstag im Jahr 1800, d. h. am 12. Juni, schlug eine kleine Kanonenkugel in die Wand oberhalb der beiden linken Fenster des Obergeschosses ein. Eine Inschrift seitlich des Geschosses erinnert an dieses Ereignis aus der Zeit des Zum GlossarZweiten Koalitionskrieges.


Die Inschrift an der westlichen Außenseite der Fassade in der zweiten oberen Fensterreihe lautet:
„Die Kugel hier dich wundert?
Im Jahre Achtzehnhundert
Schoß der Franzos, der vor dem Markte lag,
In diese Wand sie am Fronleichnamstag.“

Inschrift an der ehemaligen Taferne

(Foto Weiß, Fotoarchiv der Stadt Krumbach)

Krumbach und Hürben waren in dieser Zeit Teil der habsburgischen Markgrafschaft Burgau. Zwischen 1800 und 1801 kam es zu verschiedenen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen habsburgischen und französischen Truppen, unter der Führung des Generals Moreau, im Gebiet von Krumbach. Krumbach und Hürben selbst wurden mehrfach von den französischen Soldaten angegriffen.

Von den Ereignissen am 12. Juni 1800 berichtete Johann Michael Jochner in seinem „Sendschreiben an unsere Nachkommen – Eigenthum der Jochnerschen Familie zu Krumbach“:

Zum GlossarJochner, Johann Michael: „Sendschreiben an unsere Nachkommen – Eigenthum der Jochnerschen Familie zu Krumbach“.
zitiert nach: Henzler, Christoph: „Gott steh uns bei – wir werden bayerisch! Napoleons Sturm über Krumbach“. Krumbach 2002, S. 79 ff.

„Es kam also der 12. Juni. Es war der Festtag des heiligen Fronleichnams. Sonst der feyerlichste Tag im Jahr! Diesesmal aber der schrecklichste für Krumbach und der merkwürdigste für unsere Kinder und Kindeskinder. […] Nach 12 Uhr ließen sich von Ebershausen her, Franzosen sehen, aber nur so, als wie wenn es einigemal blitzt, bevor ein fürchterliches Donnerwetter ausbricht. […] Die Kanonen verkündigten, was sie wollten – nämlich vorrücken, und es geschah auch. […] Es kam zu einem hartnäckigen Gefecht; man kanonierte von beyden Seiten unausgesetzt; viele Häußer in Krumbach und Hürben, wurden beschädigt: und können noch heute die Wahrzeichen aufweisen, vom Durchmarsche der Kanonen Kugeln, deren Gezische in unsern fürchterlich war.“

Aufgrund der Not nach den kriegerischen Auseinandersetzungen in Krumbach 1800/01 konnte Wirt Valentin Mayer seinen Besitz nicht mehr halten und dieser wurde 1806 versteigert. Für 12.300 Gulden erwarb Johann Baptist Demeter das Anwesen. Von 1806 bis 1906 war die Gastwirtschaft mit Brauerei im Besitz der Familie Demeter.

Bayerische Vermessungsverwaltung, Liquidationsprotokoll der Hs. Nr. 93, 1835/36:

„Protokoll über Liquidation des Besitzstandes und der Dominikalien
Abgehalten Markt, Krumbach, am 13. November 1835
Es erscheint anheute auf Vorladung aus der Ortschaft Hürben; Haus No. 93 /: alte 24:
Johann Demeter, Wirth,
zur Liquidation seines Besitzstandes und der hierauf ruhenden Lasten, welche hiemit nach den Bestimmungen, der §. §. 61._66 des Grundsteuergesetzes vom 15 ten August 1828, dann, der nachgefolgten Instruktion vom 19 ten Jänner 1830 Regierungs-Blatt Seite 301 nach vorgegangener informierende[r] Einleitung und materieller Vorbereitung förmlich vollzogen wird wie folgt:
I. Besizstand:
Auf- und abfeertiges Anwesen mit Tafernwirthschaft, Bräurecht, Brandweinbrennerey, Weinschenk- Mezger- und Zum GlossarHuckgerechtigkeit. Wohnhauß mit Bräustaette und Stallung unter einem Dach,-
Wirhhauß // Viehhauß und Stadel, Stadel mit Pferdstall, und Wagenhauß unter einem Hofraum. Wurzgarten, Holzhütte, Garten.[...]
Erkauft in oeffentlichem Versteigerungswege aus der Valentin Maier'schen Masse zu Hürben, gemaes Brief vom April 1806 um 12 300 fl., einschlüßig der Mobilien.“

Johann Baptist Demeter war bis 1841 Besitzer der Taferne und hatte die Berechtigung „zu bräuen, Branntwein, Bier, Wein, Zum GlossarMeth und alle anderen Getränke zu schenken, fremde Leute zu setzen und zu beherbergen, bachen, Zum GlossarHuck zu halten und was diesem anhängig (Zum GlossarKrämerei), mezlen und metzgen und auch damit im Dorf zu hausieren“ sowie eine kleine Landwirtschaft zu betreiben.

StAA, Urbarium / Der V: Ö: Herrschaft Hürbi 1759:

„Diese [Tafern] bestehet in Hauß, Hof Raithung, Stadel und Stallungen und in dem Hauß Befindlichen Präu Hauß, auch Neu gebauter S:v: Vichstallung. Wurz-gärtl, und Bronnen Haus: samt einem dabey ligenden ungefähr 2 Tagw: haltenden Obs[t]- und Baumgartten.[…] Recht und Gerechtigkeit dieser Tafern / Sind Preüen, Brandtweinen, Bier, Wein, Brandwein und all anderes Getranckh zu schenkh, frembde Leith zu sezen, zu Herbergen, Bachen, Huckh zu halten und was disem anhängig, Mezlen und Mezgen, auch darmit in dem Dorf zu hausiren, Jedoch solle durch sein Metzgen das dennen Juden bewilligte Schechten nit gehindert werden, sondern in bißheriger Übung, solang der Herrschaft beliebig verbleiben. [Von den] Frohndienst[en,] sowohl mit Roß als der Hand, ist die Tafern befreyet per form.“

Sinz, Heinrich: Geschichtliches über Sitz und Dorf Hürben, S. 234, In: Ebd.: Beiträge zur Geschichte von Krumbach (Schwaben), hrsg. von Karl Ziegler, Krumbach 1940, S. 229-244:

„Die Taferne erhielt umfangreiche Rechte, z. B. die „Gerechtsamkeit zum Brauen, Branntwein, Bier, Wein, Meth und alle anderen Getränke zu schenken, fremde Leute zu setzen und zu beherbergen, bachen, Huck zu halten und was diesem anhängig (Krämerei), mezlen und metzgen und auch damit im Dorf zu hausieren.“

1847 wurde dem Sohn Johann Demeter das Besitztum seiner Mutter Kreszenz Demeter um 19.000 Gulden übergeben.

StAA, Kataster Krumbach Bd. 968 I, Renovirtes Grundsteuerkataster der Steuergemeinde Hürben.

Gleich, Walter: Krumbach (Schwaben) in Stichworten, hrsg. von der Stadt Krumbach (Schwaben), Krumbach 2014, S. 39 (Stichpunkt Nr. 499):

„1847 übernimmt Johann Demeter die „Adler“-Taferne in Hürben von seiner Mutter Kreszenz Demeter um 19.000 Gulden.“

Der Enkel Ludwig Demeter führte die Taferne ab 1876 weiter. Nach dessen Tod 1893 wurden der Gasthof, die Brauerei und die Landwirtschaft durch seine Frau Anna verwaltet.

StAA, Kataster Krumbach Bd. 968 II, Renovirtes Grundsteuerkataster der Steuergemeinde Hürben.

Auer, Herbert / Voh, Hans / Wieser, Roland: Damals im Städtle. Ein Spaziergang durch Krumbach und Hürben um das Jahr 1900, hrsg. vom Heimatverein für den ehem. Landkreis Krumbach e.V., Krumbach 2004, S. 106:

„[V]on 1847 bis 1876 war Johann Demeter gleichnamiger Sohn Besitzer des Anwesens, das von 1876 bis 1893 der Enkel Ludwig Demeter umtrieb.“

Aus den Jahren 1879 bis 1884 geben verschiedene Revisions-Bescheide Aufschluss über die wirtschaftliche Situation des Gasthofes.

StadtA Krumbach, 7/120, Brauereigasthof Adler:

„pro 1879[:] 32369 M 26 Pf Einnahmen[;] 32421 M 84 Pf Ausgaben[;] 32 M 58 Pf Passivsatz[,] 21 200 M der rent. Realitäten[,] 1600 M der Mobilien[,] 7706 M 76 Pf Aktivausstände[,] 30428 M 58 Pf Schulden.“

1906 übernahm nach dem Tod von Anna Demeter (Witwe) Anton Munding die Verantwortung für den Betrieb der Familie Demeter.

StAA, Kataster Krumbach Bd. 968 II, Renovirtes Grundsteuerkataster der Steuergemeinde Hürben.

Auer, Herbert / Voh, Hans / Wieser, Roland: Damals im Städtle. Ein Spaziergang durch Krumbach und Hürben um das Jahr 1900, hrsg. vom Heimatverein für den ehem. Landkreis Krumbach e.V., Krumbach 2004, S. 106:

„Am 27. November 1906 [übernahm] der Schwiegersohn Anton Munding die Verantwortung für den traditionsreichen Familienbetrieb.“

Anton Munding heiratete am 26.01.1907 Josefa Demeter.

Stadt Krumbach (Schwaben), Standesamt; Eintragung bzgl. der Heirat:

„Krumbach am sechsundzwanzigsten Januar tausend neunhundert und sieben:
Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschienen heute zum Zwecke der Eheschließung:
1. Der Bierbrauereibesitzer Anton Munding, der Persönlichkeit nach bekannt, katholischer Religion, geboren am vierzehnten Oktober des Jahres tausend achthundert siebzig und sechs zu Pleß, wohnhaft in Krumbach, Sohn des Privatiers Karl Munding, wohnhaft in Pleß und seiner verstorbenen Ehefrau Therese, geborene Herz zuletzt wohnhaft in Pleß
2. die Josefa Demeter, der Persönlichkeit nach bekannt, katholischer Religion, geboren am siebenzehnten Oktober des Jahres tausend achthundert achtzig und eins zu Hürben, wohnhaft in Krumbach, Tochter des verstorbenen Bierbrauereibesitzers Ludwig Demeter, zuletzt wohnhaft in Hürben, und seiner verstorbenen Ehefrau Anna geborene Stölzle, zuletzt wohnhaft in Krumbach.“

Im selben Jahr wurde Anton Munding der Betrieb übergeben. Seit 1907 ist die Gastwirtschaft „Adler“ im Eigentum der Familie Munding.

Gleich, Walter: Krumbach (Schwaben) in Stichworten, hrsg. von der Stadt Krumbach (Schwaben), Krumbach 2014, S. 64 (Stichpunkt Nr. 831):

1907 „1.1. übernimmt Anton Munding [...] die Brauerei und Gastwirtschaft „Adler“ von den „Demeter'schen Bierbrauerkinder[n]“, von denen er die älteste geheiratet hatte.“

Anton Munding führte wohl den Betrieb schon seit 1906 und heiratete Josefa Demeter im Jahr 1907.

Der Betrieb wurde 1936 an Anton Mundings Sohn Ernst und dessen Frau Anastasia übergeben, die den Gastbetrieb um Fremdenzimmer erweiterten.

http://www.munding.de/de/gasthof/geschichte.html, aufgerufen am 22.5.2015:

1936 „übernahm deren Sohn Ernst mit seiner Frau Anastasia Munding den Gasthof. Kurz vor dem 2. Weltkrieg erweiterten sie die Gastwirtschaft mit Fremdenzimmern.“

Bayerische Vermessungsverwaltung: Beschrieb für 1940:

„Wohnhaus mit Gastwirtschaft und Bräuhaus, Fremdenstallung, Kühlraum, Stall, Stadel, Zum GlossarWagenschupfe, Silo, Kraftwageneinstellraum, ein weiterer Kraftwageneinstellraum mit darüber befindlichen Wohnungen, Wirtsgarten, Hofraum.“

Granatsplitter an der ehemaligen Taferne

(Foto Weiß, Fotoarchiv der Stadt Krumbach)

In den letzten Kriegstagen schlugen beim Einmarsch der Amerikaner 1945 Granatsplitter in das Gebäude ein. Eine Inschrift erinnert an dieses Ereignis. Der Gasthof blieb aber insgesamt während des Zweiten Weltkrieges von größeren Schäden verschont.

http://www.munding.de/de/gasthof/geschichte.html, aufgerufen am 22.5.2015:

„Das Anwesen wurde vor großen Schäden bewahrt.“

Die Einstellung des Brauereibetriebs erfolgte 1972.

Gleich, Walter: Krumbach (Schwaben) in Stichworten, hrsg. von der Stadt Krumbach (Schwaben), Krumbach 2014, S. 146 (Stichpunkt Nr. 2054):

1972 „stellt die „Adlerbrauerei“ Munding in der Augsburger Str. 40 den Brauereibetrieb ein.“

Ernst und Anneliese Munding wurde der Betrieb 1982 übergeben.

http://www.munding.de/de/gasthof/geschichte.html, aufgerufen am 22.5.2015:

1982 „folgten Ernst und Anneliese Munding, die den Gasthof und das Hotel […] [fortan] führten“.

2001 gaben sie diesen an Karl und Simone weiter.

http://www.munding.de/de/gasthof/geschichte.html, aufgerufen am 22.5.2015:

2001 „an ihren Sohn Karl und seine Frau Simone übergaben.“

2007 wurde der Brauereianbau abgerissen.

Gleich, Walter: Krumbach (Schwaben) in Stichworten, hrsg. von der Stadt Krumbach (Schwaben), Krumbach 2014, S. 199 (Stichpunkt Nr. 2863):

2007 „wird an der ehem. „Adlerbrauerei“ der Fam. Munding der Brauereianbau abgebrochen.“

Prominente Übernachtungsgäste

1947 Baumgartner Joseph (1904-1964), deutscher Politiker (BVP, später CSU, Bayernpartei), bay. Landwirtschaftsminister 1945-1947

Gästebuch der Familie Munding (mündliche Auskunft von Ernst Munding am 18.11.2015)

1985 Dehler Thomas (1897-1967), deutscher Politiker (DDP, FDP) 1949-1953 Bundesminister der Justiz

Gästebuch der Familie Munding (mündliche Auskunft von Ernst Munding am 18.11.2015)

1966 Höcherl Hermann (1912-1989), deutscher Politiker (CSU), Bundesminister des Inneren von 1961-1965, Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Gästebuch der Familie Munding (mündliche Auskunft von Ernst Munding am 18.11.2015)

1985 Biedenkopf Kurt (1930), Dr. Prof., deutscher Jurist, Hochschullehrer und Politiker (CSU), Mitglied des Bundestages 1976-1980, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen 1990-2002

Gästebuch der Familie Munding (mündliche Auskunft von Ernst Munding am 18.11.2015)

1957 Nicolussi-Leck Hermann (1913-1999), Südtiroler Politiker (SVP), Vicepräsident des Regionalrates 1973

Gästebuch der Familie Munding (mündliche Auskunft von Ernst Munding am 18.11.2015)

Zur Architektur des Gebäudes

Der Gasthof Munding hat ein zweigeschossiges Zum GlossarSatteldach. Die Denkmalschützer sehen im Grundriss der Westfassade einen bauzeitlichen Kern aus dem 16. Jh.

Habel, Heinrich: Landkreis Krumbach; in: Gebhard, Torsten / Horn, Adam [Hg.]: Bayerische Kunstdenkmale Bd. 29, München 1969, S. 143:

„Im Kern wohl 16. Jh., Fassaden 18. Jh. zweigeschossig mit Satteldach.“

In der Zum GlossarGiebelspitze der Ostfassade (Zum GlossarKehlbalken) ist die Jahreszahl 1539 zu lesen.

Habel, Heinrich: Landkreis Krumbach, in: Gebhard, Torsten / Horn, Adam [Hg.]: Bayerische Kunstdenkmale Bd. 29, München 1969, S. 143:

„[…] am Giebel auf Balkenköpfen vorkragender Kehlbalken, in der Giebelspitze Inschrift A. D. 1539“

An der östlichen Schmalseite befindet sich ein Zum Glossarkonstruktives Fachwerk mit Schrägstreben.

Habel, Heinrich: Landkreis Krumbach; in: Gebhard, Torsten / Horn, Adam [Hg.]: Bayerische Kunstdenkmale Bd. 29, München 1969, S. 143:

„Die östliche Schmalseite in konstruktivem Fachwerk mit Schrägstreben [...].“

Am Giebel sind profilierte Sohl- und zwei Zwischengesimse angebracht, die alle in der Mitte unterbrochen sind, sowie profilierte Schrägen, auf deren Spitze ein Schwalbenschwanz-Aufsatz mit Wetterfahne befestigt ist. An der Nordwestecke ist ein Ausleger mit einem Zum GlossarDoppeladlerschild angebracht, der wohl aus dem 18. Jh. stammt.

Habel, Heinrich: Landkreis Krumbach; in: Gebhard, Torsten / Horn, Adam [Hg.]: Bayerische Kunstdenkmale Bd. 29, München 1969, S. 143:

„Am Giebel profiliertes Sohl- und zwei Zwischengesimse, alle in der Mitte unterbrochen, sowie profilierte Schrägen, auf der Spitze Schwalbenschwanz-Aufsatz mit Wetterfahne. An der Nordwestecke Ausleger mit Doppeladlerschild, wohl Ende 18. Jh.“