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Landauerhaus

Hürbener Str. 15

erarbeitet von Katharina Kornegger 2015

Landauerhaus

(Foto W. Mennel)

Das Landauerhaus gehört zu den wenigen, im Originalzustand bestehenden jüdischen Kulturdenkmälern in Schwaben.

Das sogenannte „Landauer-Haus“ liegt im ehemaligen Hürben, das vor allem im 19. Jh. eine der größten jüdischen Landgemeinden in Schwaben darstellte. Seit 1902 ist Hürben durch einen Vereinigungsvertrag ein Stadtteil Krumbachs. An der verkehrsreichen Stelle, an der die B300 in die B16 mündet, befindet sich das Gebäude. Heute bezeichnet man das Kulturdenkmal als eines der „Kernstück[e] des ehemaligen Zentrums von Hürben.“

Das Anwesen wurde im Jahre 1801 von der Familie Landauer, dem Vater Raphael Leopold Landauer und dessen Sohn Raphael Löb Landauer, erbaut. Der Name Landauer ist einer der weitverzweigtesten und ältesten jüdischen Stammesnamen in Hürben. Das Gebäude war in zwei Wohnungen mit den Hausnummern 149 und 150 unterteilt. Außerdem wurden der Hofraum, der Stall, die Holzhütte und der Dachboden jeweils zur Hälfte aufgeteilt. Der Vater Raphael Leopold Landauer bewohnte die untere Etage und der Sohn Raphael Löb Landauer wohnte im ersten Stockwerk. Nach dem Tod der zweiten Ehefrau seines Vaters übernahm Sohn Raphael Löb Landauer beide Etagen und wurde Eigentümer des gesamten Anwesens.

Als Raphael Löb Landauer 1843 starb, erbte dessen Witwe Babette Landauer (genannt „Peppi“) das Gebäude. Aufgrund ihrer schlechten gesundheitlichen Verfassung verkaufte sie das große Anwesen 1860 an Caroline Landauer.

Im Jahr 1872 kaufte Jakob Lazarus Guggenheimer das Haus und legte die beiden Wohnungen zusammen, wodurch nur noch die Hausnummer 149 weiter bestand. Nach dem Tod der Witwe Maria Guggenheimer erbte der Neffe Samuel Neuburger das Wohngebäude.

Die 100-jährige jüdische Tradition des „Landauer-Hauses“ endete 1902, als Karl Schwarz sen. Eigentümer wurde. Dieser vererbte seinem Sohn das Gebäude 1928.

1929 verkaufte der Sohn Karl Schwarz jun. das Wohnhaus an den Bezirksarzt Dr. Hugo Noll um 15.000 Goldmark.

Das Einwohnerbuch aus dem Jahr 1949 nennt Siegmund Hitzelberger aus Ried bei Pfronten, Fritz Hornberger, Martin Sarichta, Betti Müller, Arturo Heun, Johann Anderlik und Rudolf Hitzler. Vermutlich sind zu dieser Zeit einige Vertriebene in dem Gebäude untergebracht.

1971 gab es wieder einen Eigentumswechsel: Hans Dreier wurde der neue Eigentümer.

1974 kaufte die Neue Eigentumbau GmbH&Co (NEBA) das Landauer-Haus mit der Intention, das Haus abzureißen, und einen neuen Wohnbaukomplex zu errichten.

Von 1982 bis 1988 wurde das Gebäude als Wohnhaus für türkische Bewohner genutzt. Von 1988 bis 1994 war das denkmalgeschützte Kulturdenkmal unbewohnt, was sich negativ auf die Erscheinung und den Zustand des Hauses auswirkte.

Letztendlich kaufte die Verwaltungsgemeinschaft Krumbach 1994 das Wohngebäude zu dem Zweck, ein Rathaus für die Mitgliedsgemeinden zu errichten, was aber nicht verwirklicht wurde.

Seit 1999 ist dort der Sitz der Zur Forschungs- und Beratungsstelle für TrachtenForschungs- und Beratungsstelle für Trachten und Kleidungskultur in Schwaben. Eigentümer ist der Bezirk Schwaben.